
Gratulation & Interview Regina Steck zum CAS Zirkuläres Bauen
Ende Juni 2024 hat unsere Projektleiterin für Nachhaltiges Bauen, Regina Steck, ihren CAS Zirkuläres Bauen erfolgreich abgeschlossen – und wir gratulieren herzlich! Seit 15 Monaten ist Regina jetzt Teil des Lenum-Teams – und wird regelmässig auch von unseren Zürcher Kolleg:innen der EK Energiekonzepte für Projektarbeit «ausgeliehen».
Wie es dazu kam, dass Regina von einem klassischen Architekturjob zu uns wechselte, erzählt sie hier:
Regina, du warst vor deinem Start bei Lenum in einem Architekturbüro und hast alle klassischen Bereiche – von der Planung bis zur Bauleitung – abgedeckt. Warum hast du dich dafür entschieden, den «konventionellen» Architekt:innen-Weg zu verlassen und zum Nachhaltigen Bauen zu wechseln?
Regina Steck: Für mich war irgendwann klar, dass ich meinen Beruf auch mit meinem privaten Lebensstil abgleichen wollte. Ich habe als Architektin viele Generalsanierungen betreut. Der übliche Ablauf war, dass einfach alles abgerissen und entsorgt wurde – im besten Fall blieb lediglich die Tragstruktur erhalten oder es wurden einzelne Teile noch recycelt. Themen wie Wiederverwendung von Materialien und Bauteilen sind in der konventionellen Baubranche leider noch nicht angekommen. Das war mir irgendwann zu viel und ich habe bewusst nach einem Job gesucht, der auch eine nachhaltige Perspektive hat. In der Westschweiz, rund um Zürich ist das einfacher – in der Ostschweiz bzw. in Liechtenstein war das aber eine Herausforderung. Über einige Umwege habe ich dann aber zur Lenum gefunden und bin im Laufe des letzten Jahres in ein ganz neues, spannendes Aufgabengebiet hineingewachsen. Mittlerweile ist für mich unvorstellbar, dass in der Baubranche noch immer so viel Unwissen in Bereichen wie Nachhaltigkeit, Zirkularität oder Gebäudelabels herrscht. Es gibt noch viel zu tun!
Welche Aufgaben hast du bei Lenum übernommen?
Es ist unglaublich, wie viel Neues ich in einem Jahr gelernt habe! Wir sind bei Lenum ein bunt gemischtes Team – die Kolleg:innen kommen aus den Bereichen Bauphysik, Biologie, Energie- und Umwelttechnik, Nachhaltige Energiesysteme, Umweltnaturwissenschaften, Architektur u.v.m. Durch den internen Austausch und Weiterbildungen konnte ich in kürzester Zeit ein sehr breites Wissen aufbauen. Auch mit den Kolleg:innen der EK Energiekonzepte in Zürich – unserer Schwesterfirma – bin ich in regem Kontakt und arbeite dort bei Projekten mit. Das reicht von Ökobilanzierungen und Zertifizierungen über SNBS-Prüfprojekte bis hin zu internen Nachhaltigkeitsprojekten.
Seit meinem Arbeitsbeginn bei Lenum bin ich ausserdem im Kernteam von Zirkulie – einer Liechtensteiner Plattform, die zirkuläres Denken und Handeln im Baubereich fördert. Wir möchten dort z.B. einen Expert:innenpool aufbauen, um Beratungen für die Baubranche, aber auch für die breite Bevölkerung bereitzustellen. Es gibt noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Mit Blick von Aussen wird mir erst richtig bewusst, wie wenig das Thema Nachhaltigkeit im Bauwesen präsent ist – dabei ist die Bauwirtschaft für einen grossen Teil der globalen Emissionen verantwortlich und das Thema Ressourcenknappheit wird immer drängender.
Du hast gerade den CAS Zirkuläres Bauen abgeschlossen. Was hat dir dabei besonders gut gefallen?
Der Kontakt zu den Teilnehmenden und Dozent:innen. Es gab viel Austausch – wir kamen alle aus unterschiedlichen Bereichen: Architektur, Industrie, Bauphysik etc. Auch die Themenbereiche des Kurses waren sehr vielfältig.
Vernetzen ist das um und auf – der Bereich zirkuläres Bauen ist noch immer jung und im Aufbau. Viel Wissen beruht auf Erfahrungen, nicht auf festen Reglements.
Sehr spannend war zum Beispiel auch die Besichtigung des Projektes K.118 in Winterthur – eine Aufstockung ganz im Zeichen des klimagerechten Bauens. Der Projektleiter hat uns durch das Gebäude geführt und aus erster Hand die Herausforderungen und Lösungen beim Bau aus Sicht der Bauleitung erläutert. Aus diesem Erfahrungswissen lässt sich enorm viel lernen.
Erzähle uns kurz von deiner Abschlussarbeit für den CAS.
Wir haben im Zweier-Team eine hinterlüftete Fassade in Holzrahmenbau mit einer Bekleidung aus Keramikplatten auf Rückbaubarkeit untersucht. Dabei ist ein konkretes Projekt Beispiel gestanden. Jede Materialschicht wurde von uns hinsichtlich Ökobilanz und Wiederverwendungspotential analysiert. Ist das Material nach dem Rückbau wirklich noch «gut»? Für welche Zwecke ist es noch nutzbar? Ist ein Downcycling notwendig, oder – im «schlechtesten» Fall – nur noch Recycling möglich? Oder kann es sogar nur noch deponiert werden? Spannend – und natürlich auch etwas ernüchternd – war, dass wir im persönlichen Gespräch mit vielen Herstellern von Baumaterialien feststellen mussten, dass Rückbau und Wiederverwendung oft noch gar keine Themen sind und bei der Produktion nicht mitberücksichtigt werden. Meine Frage nach der Rückbaubarkeit der Bauteile wurde oft mit Verwunderung quittiert oder einfach nicht verstanden. Wir stehen mit dem Zirkulären Bauen also noch recht am Anfang – aber es gibt viel Bewegung in der Branche und natürlich viele am Bau Beteiligte, die sich den Themen bewusst widmen und viel voranbringen. Dadurch gibt es bereits jetzt eine Reihe spannender und mutiger Projekte, bei denen unsere Lenum- und EK-Teams mit an Bord sind, z.B. das Recyclingzentrum Juch-Areal (Zürichs erstes zirkuläres Gebäude) oder der Wohnbau Lise & Lotte (eine Umnutzung des Bestands vom Bürohaus zum Wohnhaus).